Gemeinsames Singen überwindet Hindernisse

 

Ein besonderes Konzert des Oratorienchors Aschaffenburg fand am Samstag, 19.10.2024, in der Herz-Jesu-Kirche statt – besonders in dreierlei Hinsicht.

Denn bei dem diesjährigen Herbstkonzert in der vollbesetzten Kirche wurde der Oratorienchor vom französischen Chor aus Ouistreham unterstützt, der extra aus der Normandie anreiste. Auf Einladung des französischen Chors unter Leitung von Agnès Polet gestaltete der Oratorienchor im Mai dieses Jahres das „Concert pour la paix“ („Konzert für den Frieden“) zum Gedenken an 80 Jahre D-Day in der Kathedrale von Bayeux mit und durfte dabei wunderschöne Tage voller Kultur und Herzlichkeit erfahren. Nun folgte der Gegenbesuch mit ca. 40 Sängerinnen und Sängern aus der Normandie, um gemeinsam die „Misatango“ von Martín Palmeri aufzuführen.

Hier taucht die zweite Besonderheit des diesjährigen Konzertes auf:

Denn in Ouistreham brachte der Komponist selbst dem Oratorienchor sowie den teilnehmenden französischen und belgischen Chören diese moderne Messe mit Tangoklängen näher. Diese einzigartige Erfahrung und der neue Wissensschatz wurden natürlich auch beim Konzert in Aschaffenburg angewandt. Die herausragenden temperamentvollen Klänge des Pianisten Prof. Christopher Miltenberger sowie die argentinische Leidenschaft, die der Bandoneonspieler Peter Reil in die Herz-Jesu-Kirche brachten, verzauberten nicht nur die Chorsänger, sondern auch die über 500 Zuhörer. Die Mezzosopranistin Sophie Wenzel übernahm mit ihrer warmen und klaren Stimme einen gewissen Konterpart zu den dynamischen und passionierten Klängen des Pianos und des Bandoneons – durchaus bisher ungehörte Rhythmen hallten durch das Kirchenschiff. Bis dahin war der Probenweg aber nicht einfach. So hatten unsere französischen Gäste einen langen und anstrengenden ersten Anreisetag am 17.10.2024 hinter sich. Nachdem sie morgens um 5.00 Uhr in Ouistreham losfuhren und abends in Aschaffenburg ankamen, wurden sie zunächst mit fränkischen Schmankerln vom Oratorienchor begrüßt, um anschließend, teils hundemüde, noch bis in die Nacht hinein unter der Leitung von Joachim Schüler zu proben. Dieser hatte die schwierige Aufgabe, beide Chöre musikalisch in kürzester Zeit zusammenzubringen. Doch der erste harte Probentag hat sich rentiert. Bei der Hauptprobe am Freitag funktionierte der Zusammenklang mitsamt dem Orchester und den Solisten schon sehr gut. Kulturell wurde das deutsch-französische Programm unter anderem mit einer Stadtführung durch Aschaffenburg vervollständigt.

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Neben Palmerís „Misatango“ wurde am Samstagabend auch Haydns „Missa in tempore belli in C (Paukenmesse)“ vom Oratorienchor aufgeführt, eine Messe, die in Zeiten der Wirren und Kriege der Französischen Revolution komponiert wurde.

Eine Messe in Zeiten des Krieges: die dritte Besonderheit dieses Konzerts

Wenn allabendlich die Grauen des Russland-Ukraine-Krieges als auch des Terrors im Nahost über die Bildschirme flimmern, so ist Haydns Ruf nach Frieden, „Dona nobis pacem“ („Gib uns Frieden“) auf traurige Weise aktueller denn je. Tief unter die Haut ging dieser Friedenswunsch auch durch die eindringliche Interpretation der Solisten David Pichlmaier (Bass), Minseok Kim (Tenor), Sophie Wenzel (Mezzosopran) und Jana Baumeister (Sopran). So wurden auch die einleitenden Worte des Chor-Vorstands Agnes Völkl langanhaltend applaudiert: „Könnte es auf der großen weltpolitischen Bühne nicht auch so funktionieren wie zwischen unseren Chören: Man begegnet sich mit Respekt, tauscht sich aus, spricht oder singt sogar miteinander, verarbeitet in Gesprächen die Geschichte, feiert zusammen, auch über Sprachbarrieren hinweg und findet Gemeinsamkeiten?“

Das Projekt ist gelungen: Joachim Schüler hat die zwei Chöre sowie das Orchester und die Solisten erfolgreich zu einer klanglichen Einheit verwoben, was einen tiefen Eindruck hinterließ. Das Publikum, aber auch alle Mitwirkenden waren begeistert.

Bevor die französischen Gäste am Sonntagmorgen wieder ihren Heimweg antraten, feierten alle Mitwirkenden noch bis tief in die Nacht bei Tangomusik den gemeinsamen Austausch, gemäß der Worte des Vorstands: „Lassen Sie uns alle unseren kleinen Beitrag dazu leisten, jeder in seinem Umfeld, damit unsere Welt ein bisschen friedlicher wird!“

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